Die Interviews

Nedjo Osman

Nedjo Osman
Foto © Alexander Paul Englert
» Ich träume einen Ort für ein Sinti- und Roma-Theater herbei«

Der Schauspieler, Regisseur und Theatermann Nedjo Osman lebt seit vielen Jahren in Köln und leitet seit 1995 gemeinsam mit seiner künstlerischen Partnerin und Lebensgefährtin Nada Kokotovic das bundesweit angesehene TKO-Theater.
Das ganze Gespräch bei faustkultur

 



Voices of the Victims

1958 in Mazedonien geboren und aufgewachsen, war Osman der erste ausgebildete Roma-Schauspieler Jugoslawiens. Später war er langjähriges Mitglied des in Nordrhein-Westfalen ansässigen Roma-Theaters „Pralipe“ und übernahm oft die männlichen Hauptrollen. Er gab den Leonardo in Federico García Lorcas Bluthochzeit, in Shakespeare-Aufführungen den Romeo in Romeo und Julia oder den Othello im gleichnamigen Drama und brillierte in vielen anderen Rollen unter der Regie von Rahim Burhan.

Die Rolle des Othello ist dem Schauspieler auf den Leib geschnitten. Das sei seine Lieblingsrolle bis heute, wie Nedjo Osman in unserem Gespräch erklärt. Am Theater verfüge er über ein großes Rollenrepertoire. Bei der Besetzung von Filmrollen sei es etwas anders. „Ich habe in 22 Filmen fürs Fernsehen und Kino mitgespielt. Aber ich frage mich schon, wie lange ich noch einen Mafioso spielen muss.“

Im November 2019 wagte sich das Ensemble des TKO-Theaters an eine dramatische Interpretation des Projektes „Voices of the Victims“ nach einer Sammlung der Historikerin Dr. Karola Fings für den Archivbereich Holocaust im RomArchive. In Szene gesetzt werden frühe Selbst-Zeugnisse von Sinti und Roma aus zwanzig Ländern, die Opfer der NS-Verfolgung wurden: geheime Nachrichten, Gnadengesuche, Zeugenaussagen. Berührende, verstörende Momente der Intimität und Trauer. Bis heute sind nur wenige solcher Zeugnisse bekannt und umso bedeutender, als sie eine Gegenerzählung zu dem von den Täterinnen und Tätern konstruierten Bild darstellen.