Die Interviews

Alfred Ullrich

Foto © Alexander Paul Englert
»Über das Konkrete entsteht eine Idee im Kopf«

Mütterlicherseits stammt Alfred Ullrich, 1948 im bayerischen Schabmünchen geboren, aus einer Wiener Sinti-Familie. Der Heranwachsende kam früh in Kontakt mit der Wiener Bohème und machte sich in den 1960er Jahren auf Wanderschaft durch Europa. Ab 1976 arbeitete Ullrich in München in einer Werkstatt für manuelle Druckverfahren. Die dort erlernten Techniken sind prägend für sein künstlerisches experimentelles Schaffen. Viele Jahre beschäftigte sich Ullrich, der seit 1980 im Landkreis Dachau lebt und arbeitet, in seinem Kupferdruck-Atelier mit ästhetischen Fragestellungen, in die sich gesellschaftliche Inhalte hineindrängen. Auch wenn sich seine Druck-Kunst auf den ersten Blick nicht mit seiner Herkunft beschäftigt, so bewegen sich seine abstrakten Formationen im reizvollen Spannungsfeld zwischen Schönem und Grobem, zwischen Anmut und Provokation, um, wie Alfred Ullrich sagt, herauszufinden, in welchem Verhältnis sich die deutsche Gesellschaft zu den Sinti und Roma heute befindet.
Das ganze Gespräch bei faustkultur

Im Juni 2019 war Alfred Ullrich im Rahmen der ersten Kulturtage der Sinti und Roma in Heidelberg mit der Druckgrafikausstellung „Unsere Heimat“ Gast im Kellergewölbe des Dokumentations- und Kulturzentrums. Befragt nach der Deutung des Begriffs Heimat sagt er, dass Heimat für ihn vieles sein kann: „So unterschiedlich wir sind, so unterschiedlich kann der Zugang zum Begriff ‚Heimat‘ sein. Aber das Territoriale existiert nun einmal. Also besteht ein Bedarf an Absprachen und kulturellen Umgangsformen, wie „unsere“ Heimat „bespielt“ werden kann. Die dort gezeigten Druckgrafiken laden den Betrachter ein, sich auf diese transkulturellen Gedankenspiele einzulassen.