Auch die Welternährungsorganisation FAO bestätigt, dass die marinen Klimaveränderungen wie Sauerstoffabnahme, Versauerung oder Temperaturanstieg im Laufe dieses Jahrhunderts erhebliche Folgen für die Sicherung der Ernährung durch proteinreichen Meeresprodukte nicht nur an den Küsten haben werden. Dies betrifft momentan insbesondere die Menschen in den
Entwicklungsländern entlang des Äquators. Hier sind die negativen Folgen schon jetzt oder recht bald zu spüren. Die Verbreitungsgebiete und die Größe der Fischbestände werden sich verändern, zusätzlich werden Küstenökosysteme massiv geschädigt. Je größer die Abhängigkeit der Länder und Küstenregionen vom Fisch als Nahrungs- und Einkommensquelle ist und je geringer die Möglichkeiten vor Ort sind, auf die Klimaveränderungen zu reagieren, umso dramatischer ist die existenzielle Bedrohung. Eine ganze Reihe von Entwicklungsländern, darunter viele Inselstaaten, zählt daher zur Gruppe jener Länder, die durch den marinen Klimawandel am stärksten gefährdet sind. Nicht nur die Ernährungssicherheit und die Einkommen, sondern auch die Küstensiedlungen selbst sind durch häufigere und höhere Fluten infolge der Klimaextreme bedroht. Mit den Inseln und Küstengebieten verschwinden auch Gemeinschaften, soziale Netzwerke, letztlich ganze Kulturen.
Diese Studie möchte dazu beitragen, dass die Folgen der Klimakatastrophe für den Fischfang als Nahrungs- und Einkommensquelle stärker in den Fokus entwicklungs- und klimapolitischer Diskussionen und Entscheidungen, insbesondere bei den UN-Klimaverhandlungen, rücken. Küstenbewohner*innen, Fischer und Frauen im Verarbeitungssektor machen vielerorts die Erfahrung, dass die Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel bereits erreicht sind. Zudem stellen der Landverlust an den Küsten, die Zerstörung der Korallenriffe und die Wanderung von Fischschwärmen nach Norden oft irreparable Verluste dar, für die die betroffenen Menschen entschädigt werden müssen.
Während die Industriestaaten sich verpflichtet haben, für die Minderung von Treibhausgasen und für Anpassungsprojekte Finanzmittel für Entwicklungsländer zur Verfügung zu stellen, weigern sie sich, für die Bewältigung von Klimaschäden oder die Entschädigung von klimabedingten Verlusten einen neuen Finanzierungsarm im Rahmen des Pariser Klimaabkommen zu schaffen. Die von und an den Weltmeeren lebenden Menschen werden mit den Folgen der Klimakrise alleine gelassen und können neben der ohnehin unterfinanzierten Nothilfe nur auf freiwillige Zusagen hoffen.
Aus dem Vorwort der Broschüre. Weiter lesen: